Die Geschichte von Schloss Baum

Baumschließer

Graf Friedrich Christian zu Schaumburg-Lippe kauft 1692 einen Hof mit Garten, Acker und Wiesen, dort wo sich überregionale Wegever­bindungen an der Grenze des Schaumburger Landes zum preußischen Hoheitsgebiet kreuz­ten. Neben einem bereits bestehenden Tiergar­ten, welcher wohl überwiegend der Niederwild­vorhaltung für die gräfliche Jagd diente, konnte so durch umfangreiche Aufforstungen der neu­erworbenen Ländereien ein herrschaftliches Jagd- und Forstrevier geschaffen werden. Zum Schutze des gräflichen Besitzes sowie zur lan­desherrlichen Zollerhebung wird an diesem Ort ein Holzvogt eingesetzt, der zugleich auch „Baumschließer" (Schlagbaumwärter) war.

Der neue Jagd- und Forstsitz weist bald ein in Fachwerkbauweise errichtetes Lusthaus auf, welches mit Hof und Garten versehen war. Un­ter Graf Albrecht Wolfgang erfolgen um 1739 umfangreiche Erweiterungen der Anlage. We­gen der aufwendigen Parforcejagd (Hetzjagd) lässt er unter anderem neue Stallungen für Pferde bauen. Unterkünfte für Reiter und Knechte sowie ein Wagenhaus werden errichtet. Außerdem entstehen unter­schiedlichste Hundezwinger, und diverse Um­bauten sowie Reparaturen an bereits vorhande­nen Gebäuden werden in Auftrag gegeben. Vermutlich fällt in diese Zeit auch die Anlage des sogenannten Jagdweges, welcher Bücke­burg mit Baum verband. Da immer mehr Lände­reien in gräflichen Besitz übergingen und so auf arrondierter Fläche planmäßige Waldnutzung betrieben wurde, die sogar zu eingefriedigten „Herrschaftlichen Mastdistricten" wie dem Bredenbruch und dem Hägerholz führte, erscheint eine moderne verkehrliche Erschließung durch­aus sinnvoll gewesen zu sein und der damaligen Bedeutung des Ortes innerhalb des Schaumbur­ger Landes entsprochen zu haben.

In den vierziger Jahren des 18. Jahrhunderts befinden sich die Anlagen in Baum jedoch in desolatem Zustand. Eine Verschuldung der Grafschaft in Höhe von 400.000 Reichstalern gegenüber dem Kurfür­stentum von Hannover haben vermutlich dazu geführt, dass über lange Zeit keine Erhaltungs­maßnahmen erfolgen konnten. Unter diesen Bedingungen übernimmt 1748 Graf Wilhelm die Regierung. Innerhalb kurzer Zeit gelingt ihm die Reduzierung der Verbindlichkeiten um mehr als die Hälfte. Er widmet sich dem Wohl des Lan­des und versucht, durch geschickte Politik von außen drohenden Gefahren vorzubeugen. Den­noch wird auch die Grafschaft Schaumburg in den 1756 beginnenden Siebenjährigen Krieg hineingezogen.

Zu dieser Zeit scheint sich Wil­helm bereits für Baum zu interessieren. Offen­sichtlich sind Maßnahmen zur Wiederherstel­lung des Lusthauses beabsichtigt. Sein besonde­rer Wunsch ist, einen herrschaftlichen Park in Baum anzulegen. 1757 wird mit ersten Maß­nahmen begonnen. Ein Idealplan, welcher eine Vorstellung von den beabsichtigten Gartenanla­gen sowie dem neuen Lusthaus gibt, ist bereits vorhanden. An ihm orientieren sich die einzel­nen Bauabschnitte und die notwendigen Aktivi­täten, welche zur Realisierung eines derartigen Vorhabens erfolgen müssen.

Schloß Baum

Gegen Ende des Jahres 1758 werden zwei stark gegliederte, figurenreiche Sandsteinportale mit 105 Wagenladungen aus Bückeburg nach Baum gebracht. Sie sollen Teil einer Wasserkunst sein, deren Erbauung 1759 beginnt. 1760 sind bereits auf dem zukünftigen Parkgelände erste Pflanzungen von Linden und Kastanien sowie Buchsbäumen vollzogen, die eine umfangreiche vorherige Aufbereitung des vorhandenen Gelän­des bedingen. Aufgrund zeittypischen botani­schen Interesses werden auch fremdländische Gehölze angekauft. Man bezieht sie aus der königlichen Baumschule in Hannover oder lässt Saatgut aus England kommen und betreibt die Anzucht in der eigenen Gärtnerei. Diese wird im gleichen Jahr durch eine Orangerie ergänzt und 1761 mit dem Bau eines Gewächshauses vervollständigt. In diesem Jahr beginnt man ebenfalls mit der vollständigen Erneuerung des Lusthauses. Es wird bis auf die Grundmauern abgebrochen und als zweigeschossiger Massiv­bau in repräsentativer Gestalt wiedererrichtet. Für 1763 meldet der Gärtner Wilhelm Schmidt den Abschluss der gröbsten Arbeiten in Baum an Graf Wilhelm. Endgültig wird das gesamte Vorhaben aber erst ein Jahr später fertiggestellt worden sein, wie eine Inschrift auf der Stirnseite des Lusthauses beim oberen Podest der Außentreppe verrät, die eine Bauzeit von 1758 bis 1764 angibt.

Graf Wilhelm zu Schaumburg-Lippe muss ein großes Interesse an den neuen herrschaftlichen Anlagen in Baum gehabt haben, da die Realisie­rung dieses Projektes sofort nach Abzug der französischen Besatzungstruppen im Jahre 1758 aufgenommen und trotz seiner Abwesenheit wegen des währenden Krieges stetig vorange­trieben wurde. So verwundert es auch nicht, dass Schloss Baum für ihn und seine 1765 angetraute Ehefrau Gräfin Maria Eleonore zum idyllischen Sommeraufenthaltsort gelangte. Sie führten die­sen Ort durch ihre besonderen Charaktere und einen zeitgemäßen Lebensstil zu wahrer Blüte. Das Glück dauerte jedoch nicht lange an. Nach dem Tod der dreijährigen Tochter Emilie Eleo­nore Wilhelmine, ihrem einzigen Kind, verstarb 1767 auch Gräfin Maria Eleonore. Wilhelm ließ nahe Baum, dem Ort, der ihm und seiner Fami­lie so viel bedeutete, ein Mausoleum in Form einer Pyramide errichten und mit einem „Ruhe­garten" umgeben. Versteckt im Wald gelegen, wurde dieser Ort des Gedenkens und der Trauer durch Alleen an den Park gebunden. Über Baum in seiner spätbarocken Pracht legte sich eine Zeit erhabener Sentimentalität. Graf Wil­helm zieht sich auf einen Alterssitz dem Haus Bergleben in Wölpinghausen am Steinhuder Meer zurück, verstirbt aber bereits ein Jahr später, 1777, und wird mit seiner Ehefrau und seiner Tochter im eigens von ihm geschaffenen „Totengarten" beigesetzt.

Heute besteht die eigentliche Nutzung im Bereich der Jugendpflege. Die schaumburg- lippische Landeskirche unterhält hier als Pächterin eine Tagungs- und Freizeitstätte.


Quelle: Jagdschloß Baum, Kulturdenkmal des Spätbarock, Nds. Landesverwaltungsamt – Institut für Denkmalpflege -, 1994

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