Die Muskete "Brown Bess" (Vorderlader)
"Brown Bess" ist ein Spitzname ungewisser Herkunft zu der britischen Armee Vorderlader Muskete. Es gibt die Verschiedensten Gerüchte für die Namensgebeung. Warscheinlich ist, dass der erste Teil des Namens für die Farbe des Holzschafts steht, für die ungewöhnlich dunkle "Bräunung" der Gewehre. "Bess" könnte als eine humorvolle, weibliche Metapher der Muskete stehen.
Dieses Gewehr wurde in der Ära der Expansion des britischen Reiches verwendet. Die Muskette war für mehr als hundert Jahre im Einsatz von 1722 bis zum Ende der napoleonischen Kriege. Das britische Königshaus versogte die Preußische Armee und ihre Verbündeten in großer Anzahl mit der englischen Muskete, da Preußen nur einige wenige Musketenmanufakturen besaß, die nicht zur Versorgung des Großen Heeres ausreichten. Die Waffe war von der Zeit nach dem Spanischen Erbfolgekrieg bis nach der Schlacht von Waterloo an praktisch allen Kämpfen beteiligt, darunter dem Siebenjährigen Krieg und dem Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg.
Die Waffe im Einsatz:
Obwohl die Waffe bereits eine Schussweite von 1.000 Metern erreicht haben soll, wurde sie für Kampfentfernungen von über 100 Meter als ungeeignet beschrieben. Die Soldaten wurden in geschlossenen Formationen eingesetzt, in denen die Truppen reihenweise und gleichzeitig Salven von Rundkugeln auf ähnliche Formationen des Gegners feuerten, um die Trefferwahrscheinlichkeit zu erhöhen. Auf kurze Entfernungen wurden einem Gegner so schwere Verluste beigebracht, aber auf etwa 250 Meter war die Waffe selbst gegen große Feindformationen vollkommen ineffektiv. So wurde die Masse der gegnerischen Verluste durch die Artillerie verursacht und nicht durch Gewehrfeuer.
Die Waffe litt unter dem verwendeten, grobkörnigen Schwarzpulver, so dass sie nach etwa 50 Schüssen gründlich gereinigt werden musste. Die Konstruktion selbst war anfällig für Fehlzündungen, von denen eine auf sechs Schuss kam. Obwohl die erreichbare Kadenz mit 5 Schuss pro Minute für einen Experten unter optimalen Bedingungen angegeben wird, lag sie in der Realität deutlich niedriger und fiel bei verschmutztem Lauf gar auf nur vier Schuss in drei Minuten. Hinzu kamen Pulverdampf, Kampfgetümmel, Stress und das dichte Gedrängel in der Reihenformation, so das die Schußfrequenz wohl eher auf einen Schuß oder weniger pro Minute schrumpfte.
Technik:
Es handelt sich bei der "Brown Bess" um einen Vorderlader mit glattem, im Schaft verstiftetem, Lauf. Kaliber 0.75" (19,05 mm).
Die Waffe musste vom Schützen vor jedem Schuss mit Schwarzpulver und einer Rundkugel geladen werden.
Die Bestandteile der Munition wurden in Papierhülse an die Soldaten ausgegeben. Die Papierhülsen wurden zum Schutz vor Feuchtigkeit oft in Wachs getaucht. Zum Laden der Waffe musste der Schütze das obere Ende der Hülse abbeißen. Er behielt das Geschoss, das sich im unteren Teil der Patrone befand in der Hand, während er aus der offen Hülse zunächst etwas Schwarzpulver in die Pulverpfanne des Batterieschlosses gab und die Pfanne verschloss. Das verbliebene Pulver wurde dann in den Lauf der Waffe geschüttet und das Geschoss mit samt dem Papier in den Lauf gedrückt. Er verwendete den Ladestock, um das Papier mit der Kugel fest auf die Pulverladung zu drücken und diese zu verdichten. Dann konnte der Hahn aus der Laderast in die Feuerrast gespannt und die Waffe abgefeuert werden.
Jeder Soldat trug drei Ersatzfeuersteine und ca. 30 Schuss bei sich.
Das Bajonett:
Zur Grundausstattung der Waffe gehörte ein etwa 30 Zentimeter langes Bajonett, das vorne am lauf befestigt wurde.
Das Bajonet diente als Stich- und Stoßwaffe und wurde hauptsächlich zur Abwehr von Cavallerie- und Sturmangriffen benutzt.
Es löste die Piken (Lanzen mit Spitze) ab. Das Bajonett wird im demontierten Zustand wie andere Waffen an der Seite am Gürtel getragen.