Die Marketender /-innen und Knechte
Ein Marketender (lat. mercatante = Händler, Kaufmann) ist jemand,
der die militärischen Truppen begleitet, verpflegt und medizinisch versorgt.
Der Begriff kommt aus dem mittelalterlichen Militärwesen.
Mit aufkommen der Söldnerheere im 15. Jahrhundert, übernahmen auch zunehmendst Frauen die Rolle des Marketenders und folgten dem Regiment in den Feldzug.
Den Soldaten war es nicht verboten zu heiraten und so nahmen sie oft Frau und Kinder mit in den Feldzug, die sich hier als Marketenderinnen verdingten. Marketender oder Marketenderinnen versorgten das Heer, als Händler, Händlerinnen oder Leibeigene der Herrschaften, mit Lebens- und Genußmittel, Tabak, Gebrauchsgegenständen und allem was gebraucht wurde. Auch die Kinder verrichteten of einfache Dienste.
Marketenderinnen taten aber noch viel mehr, sie betreuten die Soldaten im Lager, kochten, flickten die Kleidung und kümmerten sich um fast alle alltäglichen Dinge des Lagerlebens. Unter Graf Wilhelm zu Schaumburg-Lippe mußten sich immer mehrere Soldaten zu einer Verpflegungsgruppe zusammenschließen. Die täglichen Rationen der Soldaten wurden dann von den Marketenderinnen einfallsreich zubereitet.
Auch viele Knechte waren einem Troß angeschlossen. Knechte waren für die Hilfsdienste gedacht, Sie versorgten die Pferde, Gruben Schanzen, bauten Zelte auf und führten allerlei Reparaturen aus, halfen der Artillerie, schleppten Verwundete und verdingten sich als Marketender. Im siebenjährigen Krieg hatte ein militärischer Troß des Grafen Wilhelm zu Schaumburg-Lippe über 500 Knechte und Marketenderinnen.
Eine besondere Rolle nahm die Marketenderin in der Versorgung der Kranken und Verwundeten ein.
Viele Soldaten verdankten der heilkundigen Pflege einer Marketenderin ihr Leben.
Das Leben einer Marketenderin bestand aus harter Arbeit und die Gefahr in den Kriegswirren getötet oder vergewaltigt zu werden war allgegenwärtig. Marketenderinnen waren deshalb auch teilweise mit Dolchen oder Pistolen bewaffnet. Insbesondere nach einem Gefecht im 18. Jahrhundert, wo die Linientaktik vorherrschte, zogen die Soldaten und Marketenderinnen plündernt über die Gefechtsfelder und nahmen alles Brauchbare was man tragen konnte an sich. Dadurch kamen auch viele Gegenstände aus anderen Landteilen und Truppengattungen ins Land.
Manche Marketenderinnen verdingten sich nebenbei auch als Prostituierte, dies war aber nicht die Regel, da viele Marketenderinnen ja die Ehefrauen der Soldaten waren. Zudem wurde Hurerei schwer bestraft. In einem Regelemnt aus dem 18. Jahrhundert "Wie gute Disziplin zu halten ist" heißt es in Artikel 4: "Es soll kein ordentliche Hurre in einer Guarnison gelitten werden, und der Comandeur soll, wann eine Hurr in einer Guarnison sich aufhält, selbige bis auf das Hembde ausziehen, und eilig jagen laßen."
Im 19. Jahrhundert als die stehenden Heere eingeführt wurden und die Soldaten in Kasernen untergebracht wurde, verschwand das Bild der Marketenderin aus dem Militärwesen.
Wir, die Marketenderinnen des Infanterieregiments Graf Wilhelm, wollen mit unserer Darstellung das Leben einer „braven“ Marketenderin in den Wirren des siebenjährigen Krieges und in einer rauen, von Männern dominierten Gesellschaft, dem geschichtsinteressierten Besucher unserer Veranstaltungen näherbringen und damit an diese tapferen Frauen erinnern und unsere Knechte haben bei uns nichts zu lachen.