Die Schaumburg-Lippische Artillerie

Artillerie gab es sicher schon vorher in Schaumburg-Lippe, aber von Bedeutung wurde sie erst unter Grafen Wilhelm zu Schaumburg-Lippe. Für 1750 können wir von einer Stärke von etwa 20 Mann ausgehen. Graf Wilhelm hatte ein besonderes Interesse an der Artillerie denn in seinem kleinen Staat konnte er keine große Armee formieren und so war es nur folgerichtig, daß er 1752 ein Artillerie-Corps formierte. Zu dieser Zeit waren es bereits ca. 70 Mann. Die Geschützbesatzungen rekrutierten sich hauptsächlich aus schaumburg-lippischen Bürgern.Im Gegensatz zur Praxis in anderen europäischen Ländern, stand die Offizierslaufbahn im schaumburg-lippischen Artilleriecorps nicht nur Adeligen, sondern auch Bürgerlichen offen. Vorrausetzung für die Laufbahn in der Artillerie waren Lese-, Schreib- und Rechenkenntnisse, die im 18 Jahrhundert bei Bürgerlichen eher rar waren, aber in Schaumburg-Lippe durch die eingeführte Schulpflicht des Grafen gegeben war. Auch Grenadiere, Jäger, Infanterie und Cavalleriesoldeten mussten Lesen, Rechnen und Schreiben können, denn im Falle das eine Geschützmanschaft verloren ging sollten Soldaten anderer Waffengattungen die bedienung eines Geschütz übernehmen können.

Das Artillerie-Corp wurde in den Folgejahren beträchtlich vergrößert und erreichte während des Siebenjährigen Krieges seinen Höchststand mit 292 Mann des eigentlichen Artilleriecorps sowie 153 Mann Kommandierte vom Regiment und 252 Begleitmannschaften (Knechte etc.). Zur Bespannung standen 595 Pferde bereit. Insgesamt bediente die Schaumburg-Lippische Artillerie 45 Kanonen unterschiedlichster Bauart. Die große Artillerie brachte dem Grafen den Spiznamen "Der Kanonengraf" ein, die Warheit war das Graf Wilhelm füh erkannte, dass man mit vielen Kanonen und Falkonetten Manschaften ersetzen und einsparen konnte. Eine beträchtliche Anzahl an Kanonen hatte außerdem ein beträchtliches Abschrekungspotenzial.

Die Schaumburg-Lippische Artillerie nahm an allen wesentlichen Schlachten und Gefechten des Nordwest-Deutschen Kriegsschauplatzes teil.

Nach dem Krieg wurde der Personalbestand zwar verringert, er betrug aber 1777, dem Todesjahr des Grafen Wilhelm immer noch insgesamt 273 Mann. Danach verkleinerte sein Nachfolger Graf Philip Ernst zu Schaumburg-Lippe die Artillerie bis auf ein Minimum. 1787 waren nur noch ca. 90 Mann und wenige Kanonen vorhanden, so das bereits 4 Tage nach dem Tode des Grafen Philip Ernst zu Schaumburg-Lippe am 20. Februar 1787 die Grafschaft kurzfristig von den Hessen besetzt wurde. Die Artillerie wurden weiterhin bis auf 28 Mann verringert und 1790 wurde das Artilleriekorps vollständigen Aufgelöst.

 

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Originalkanone des Grafen Wilhelm zu Schaumburg-Lippe auf Schloss Bückeburg.

Die Hauptbewaffnung des Artilleriekorps bestand aus 12-, 6-, 3- und 1-pfündigen Kanonen. Die Pfundangaben bezogen sich dabei auf das Gewicht der Kugel. Daneben gab es noch Mörser, im wesentlichen des Kalibers 10 Zoll und 6 Zoll.

Aus den Erfahrungen des Siebenjährigen Krieges aufbauend legte Graf Wilhelm später ein Hauptgewicht auf die kleineren Kaliber, da diese in Verbindung mit der Infanterie beweglicher waren. Er schuf auch das sogenannte Falkonett für die Infanterie, ein 1-Pfünder, der von drei Mann bedient wurde und dank einer besonderen Lafette auch über Hindernisse getragen werden konnte.

Die Mehrzahl der Kanonenrohre wurden in einer eigenen Stückgießerei in Bückeburg gegossen. Das Material war entweder Bronze oder Eisen. Zu Studienzwecken wurden aber auch eiserne Rohre z.B. aus Schweden bezogen. Großen Wert legte Graf Wilhelm in die Ausbildung der Artilleristen, die Einrichtung einer Artillerie-Schule auf dem Wilhelmstein und die Durchführung unzähliger Versuche legen hiervon Zeugnis ab.

 

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Wappen auf der Originalkanone auf Schloss Bückeburg                  Kanone des IR-Graf Wilhelm, rechts Schaumburg-Lippischer Artillerist in der Funktion als Krätzer

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